Zu den besonderen Schätzen unserer Gemeinde gehört die kunstvoll gestaltete Taufschale aus Messing. Da sie nur bei Taufen verwendet wird – sie wird dann in die Aussparung des Taufsteins eingelegt – ist sonst wenig Gelegenheit, dieses Kunstwerk zu betrachten.
Dargestellt ist die Szene „Mariä Verkündigung“ (Lukas 1,26-38), ein auf Taufschalen des Mittelalters beliebtes Motiv. Darin kommt zum Ausdruck: Jedes Kind, das zur Taufe gebracht wird, ist ein Geschenk Gottes. Auf unserer Taufschale sehen wir Maria am Betpult knien. Sie ist mit einem langen Gewand bekleidet, das dekorativ zu Boden fällt. Von links hat sich der Engel genähert. Er kniet jetzt vor ihr nieder. In der linken Hand hält er ein kunstvoll verziertes Szepter. Über dem Haupt der Maria ist die Taube zu sehen, die Strahlen zu ihr aussendet, Symbol des Heiligen Geistes. Zwischen Maria und dem Engel steht ein Krug mit Blumen, Symbol des Lebens, vielleicht auch Hinweis auf das Paradies.
Da durch den Gebrauch der Schale im Laufe der Jahrhunderte die Konturen verwischt sind, kann man leider nicht mehr alle Einzelheiten der Darstellung erkennen. Anfang 2002 wurde die Taufschale in einer Goldschmiedewerkstatt fachkundig restauriert. Sie hat dadurch neuen Glanz erhalten. Wunderschön sind nun auch die ornamentalen Muster zu sehen, die die Verkündigungsszene umrahmen.
Fachleute bezeichnen diese Art der Taufschale als „Beckenschlägerschüssel“, denn das Messingblech wurde im Mittelalter aus gegossenen Platten von Hand „geschlagen“. Das Gewerbe der Beckenschläger war vor allem in Nürnberg beheimatet. Nach dem Urteil des restaurierenden Goldschmieds handelt es sich bei unserer Taufschale allerdings nicht um eine alte Arbeit aus dem Mittelalter, sondern um eine kunstvolle Imitation aus dem 18. Jahrhundert. Man kann das an den Einzelheiten der handwerklichen Technik erkennen.
Dr. Walter Zwanzger