Den wenigsten fallen sie auf: die barocken Malereien an der Unterseite der Emporen. Meist bleibt der Blick am seitlichen Rankenschmuck der Emporen hängen. Dass sich auch über uns ornamentale Ausdrucksfreude entfaltet, nehmen wir häufig nicht wahr. Lange Zeit waren diese Malereien überdeckt. Erst bei der Kirchenrenovierung vor über 30 Jahren wurden sie freigelegt. Seither schmücken sie wieder unsere Kirche. Eine Fülle von Motiven, Blumen und Früchte, sind über unseren Köpfen zu finden, eine stumme Predigt vom Reichtum der Schöpfung:
Mein Auge schauet, / was Gott gebauet /
zu seinen Ehren / und uns zu lehren, /
wie sein Vermögen sei mächtig und groß
(EG 449,2)
Freilich, wir müssen den Blick nach oben richten, um diese Pracht zu sehen.
Die Blume auf unserem Bild begegnet häufig an den Emporendecken unserer Kirche. Sie erscheint wie eine Sonne, die über unserem Haupt leuchtet und ihre Strahlen-Ranken in alle Himmelsrichtungen ausbreitet.
Niemand kann ohne Sonne leben. Pflanzen, Tiere und Menschen sind auf sie angewiesen. Wir freuen uns, wenn wir uns in der Sonne wärmen können. Von der Sonne gebräunt, erscheinen wir gesund. Aber die äußere Farbe sagt noch nichts über den inneren Zustand.
Wir wissen, dass Sonnenblumen, die sich öffnen, immer der Sonne zugewendet bleiben. Ihr verdanken sie ihren Namen. Das ist wie ein Gleichnis: Wer immer in der Sonne ist, wird selbst eine. Die Sonnen-Blume auf der Empore über unseren Häuptern erinnert mich an das Wort des Psalmbeters: „Gott der Herr ist Sonne und Schild“ (Psalm 84,12). Wir brauchen diese Sonne, um leben zu können. Wir brauchen ihre Strahlen, die uns wärmen, heilen und beleben. Wer diese Sonne in sich trägt, kann von ihrer Wärme abgeben. Er kann damit andere glücklich machen.